KATZENJAMMER!

01.01.2013 00:00

Ein Gedicht über das wirkliche, echte Leben - und dessen Schwierigkeiten:

die hoffnungslosesten, hilflosesten, traurigsten und trübsten Momente;

Ja: das Leben ist eben ein

 

KATZENJAMMER! 

              eine kleine Ballade
 

 

Kerzenlicht und gold´ne Tassen

ließen ringsum viel erblassen.

Langsam stieg der Dampf vom Löffel,

der eben noch den Tee gerührt,

und, geführt von Omas Hand,

den Zucker mit dem Tee verband.

 

Und die Oma blickte schweigend,

ihren Kopf zum Tische neigend,

auf das gold´ne Teeservice,

bis der Dampf den Tisch verließ.

Währenddessen, selbstvergessen

hatt´ sie alles aufgegessen.

 

Horch! - Wer kommt zur Tür herein,

hungrig und mit flinkem Bein?

Lechzend blickt´ er hin und z´rück

zwischen mir und Großmama -

hingeschwunden war sein Glück,

als er dort kein Essen sah.

 

Sein Zünglein strich um seinen Bart -

ach! wie ist das Leben hart!

 

Langsam schlich er aus dem Zimmer

mit enttäuschtem Wehgewimmer;

bei der Türe merkt´ er noch,

dass es einst nach Essen roch.

 

Sein Zünglein strich um seinen Bart -

ach! wie ist das Leben hart!

 

Ach, wohin sollt´ er sich wenden,

wenn der leere Magen kracht´?

Draußen stürmt´ und schneit´ und friert´ es,

außerdem war´s finst´re Nacht...

- Sollt´ er sacht zur Küche hüpfen,

vorsichtig den Brotkorb lüpfen?

 

Gedacht - getan; jetzt ging er´s an:

stets geneigt zu jedem Spaße

hob er den Brotkorb - mit der Nase;

erhoffte sich ´nen Leckerbessen,

doch den musste er vermissen!

 

Obwohl er sonst zwar sehr verfressen,

wollt´ er, was dort war,  gar nicht essen!

 

Sein Zünglein strich um seinen Bart -

ach! wie ist das Leben hart!

 

Er kehrt´ der Küche seinen Rücken

und ihm fiel ein mit viel Entzücken,

dass sich ein Keller da befand -

vielleicht mit Würsten an der Wand?

Und - dringend müsst´ des gar net sein -

vielleicht dazu a Schlückerl Wein?

 

- Die Tür stand offen, welch ein Glück!

Hoffnung kehrt´ in ihn zurück.

Die Treppe finster, viel Gerümpel,

und in der Waschküche ein Tümpel...

 

Was?! Links und rechts nur leere Flaschen?!

Er wollte doch ´ne Wurst erhaschen!

- Hier, verheißungsvoll im Eck.... -

ach, auch nur a Häuferl Dreck!

Nun, so spielt halt ´mal das Leben.

Man darf die Hoffnung nie aufgeben!

 

 

Sein Zünglein strich um seinen Bart -

ach! wie ist das Leben hart!!

 

Die letzte Hoffnung war ja doch - - -

die Oma, die nach Speisen roch!!

So - schnell zurück ins Speisezimmer -

e i n   Blick genügt´, dann folgt´ Gewimmer:

die Oma war schon eingenickt.

Was tun, damit der Plan nun glückt?

 

Sollt´  er ihr zart das Handerl schlecken,

oder sie mit Kratzen wecken?

-  Nichts hilft, wenn Oma einmal schläft!!!

 

 

Sein Zünglein strich um seinen Bart -

ach! wie ist das Leben hart!

 

Das Leben ist ein Katzenjammer!

Er schlich hinaus, dacht´: "Was hamma?

So hat das Leben angefangen,

ich geh´ halt WIEDER Mäuse fangen!"

 

 

Inge Owesnak &  Tyna 1989